Nach einer Gehirnerschütterung den richtigen Spezialisten finden
Sep 05, 2025
Nach einer Gehirnerschütterung sind viele Betroffene unsicher: Soll ich ins Krankenhaus, zum Hausarzt oder direkt zu einem Spezialisten wie Neurologen, Kinderarzt oder Sportmediziner? In diesem Artikel erfährst du, welcher Facharzt in welcher Situation helfen kann, wann ein Termin sinnvoll ist und wie auch Online-Coaching eine wertvolle Unterstützung sein kann.
Hausarzt oder Krankenhaus: Wohin direkt nach einer Gehirnerschütterung?
Nach einem Schlag oder Aufprall auf den Kopf herrscht oft große Verunsicherung: Muss ich sofort in die Notaufnahme, reicht der Hausarzt – oder ist Beobachten zu Hause ausreichend?
Wann solltest du ins Krankenhaus?
In die Notaufnahme solltest du unbedingt gehen, wenn sich deine Beschwerden nach dem Unfall verschlechtern, oder eines der folgenden Warnzeichen auftritt: 1
- Starke Nackenschmerzen oder Druckempfindlichkeit
- Krampfanfälle / Konvulsionen
- Doppelbilder
- Bewusstlosigkeit
- Schwäche, Kribbeln oder Brennen in Armen oder Beinen
- Verschlechterung des Bewusstseinszustands
- Erbrechen
- Starke oder zunehmende Kopfschmerzen
- Zunehmende Unruhe, Reizbarkeit oder Aggressivität
- Sichtbare Schädeldeformität
In der Notaufnahme wird individuell entschieden, ob eine Bildgebung (meist ein CT) notwendig ist. Ziel ist es, schwerwiegende Verletzungen wie eine Hirnblutung, einen Schädelbruch oder eine Verletzung der Halswirbelsäule auszuschließen.
Wann ist ein CT sinnvoll?
Ein CT gilt laut aktuellen Leitlinien insbesondere dann als angezeigt, wenn 2:
- Kopfschmerzen stark oder zunehmend sind
- Erbrechen auftritt
- Betroffene älter als 60 Jahre sind
- Drogen- oder Alkoholintoxikation vorliegt
- Eine anhaltende Gedächtnisstörung (anterograde Amnesie) besteht
- Sichtbare Verletzungen oberhalb des Schlüsselbeins erkennbar sind
- Ein Krampfanfall aufgetreten ist
Bei Kindern und Jugendlichen ist man mit CTs noch zurückhaltender als bei Erwachsenen, da die Strahlenbelastung möglichst vermieden werden soll. Hier wird besonders sorgfältig abgewogen, ob eine Bildgebung wirklich notwendig ist. Im Normalfall verzichtet man daher häufig bei Ihnen auf ein CT.
Sollten Betroffene in der ersten Nacht regelmäßig geweckt werden?
Wenn Betroffene nach einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus überwacht werden, erfolgt meist alle 2–3 Stunden ein kurzes Wecken. So soll ausgeschlossen werden, dass sich der Gesundheitszustand unbemerkt verschlechtert.
Dieses Vorgehen ist jedoch umstritten:
👍🏻 Pro Wecken: Eine mögliche Verschlechterung – z. B. durch eine Hirnblutung – könnte sonst unbemerkt bleiben, was im schlimmsten Fall lebensbedrohlich wäre.Im Krankenhaus wird daher im Regelfall ein regelmäßiges Wecken erfolgen, da eine Verschlechterung des Gesundheitszustands sofort entdeckt werden soll.
👎 Contra Wecken: Schlaf ist gerade in den ersten 24 Stunden nach einer Gehirnerschütterung sehr wichtig für die Erholung des Gehirns. Regelmäßiges Wecken unterbricht diesen Heilungsprozess.
👉🏻 Wichtig: Wenn du zu Hause übernachtest, warte nach einem Schlag oder Stoß mindestens drei Stunden, bevor du ins Bett gehst. In der ersten Nacht solltest du nicht alleine schlafen, sondern jemanden dabeihaben, der regelmäßig nach dir schaut.
Liegt kein Hinweis auf eine ernsthafte Verletzung vor, werden Betroffene oft mit der Diagnose „Gehirnerschütterung“ oder „leichtes Schädel-Hirn-Trauma“ nach Hause entlassen. Die Standardempfehlung lautet dann: „Ruhe dich aus, bis die Symptome abgeklungen sind.“
⚠️ „Als ich selbst eine Gehirnerschütterung erlebte, war ich überrascht, wie wenig Orientierung ich bekam. Die Diagnose war schnell gestellt – doch konkrete Hinweise, worauf ich achten sollte, fehlten. Dieses Gefühl der Unsicherheit kenne ich nicht nur aus meiner eigenen Erfahrung, sondern auch aus den Gesprächen mit meinen Patient:innen. Viele berichten, dass sie nach der Entlassung aus der Notaufnahme verunsichert oder sogar frustriert waren, weil sie sich nicht ausreichend aufgeklärt fühlten.
Dabei muss man verstehen: Die Aufgabe der Notaufnahme ist es, akute Gefahren wie eine Hirnblutung oder einen Knochenbruch auszuschließen. Eine Gehirnerschütterung gilt dort als leichtes Schädel-Hirn-Trauma – medizinisch also nicht unmittelbar bedrohlich. Für Betroffene bedeutet das jedoch keineswegs, dass ihre Beschwerden "leicht" sind. Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme können den Alltag erheblich einschränken.
Wann sollte ich nach einer Gehirnerschütterung zum Hausarzt?
Viele Betroffene, etwa nach einem Sturz oder Zusammenstoß im Sport, verspüren leichte Symptome wie:
- Leichte Kopfschmerzen
- Einen verpsannten Nacken
- Benommenheit oder Müdigkeit
Oft entscheiden sie sich, einfach zu Hause zu bleiben und sich auszuruhen. Manche schlafen sogar deutlich mehr als gewöhnlich (was ein Hinweis dafür ist, dass es sich tatsächlich um eine Gehirnerschütterung handelt 😉). Spätestens am nächsten Tag stellt sich dann die Frage, ob sie überhaupt eine Gehirnerschütterung haben (falls du unsicher bist, ob du eine Gehirnerschütterung hast, dann klick hier um mehr über die Diagnosekriterien zu erfahren) und ob sie überhaupt noch zu einem Arzt gehen sollen?
Die klare Antwort lautet: Ja, unbedingt!
Mehrere Studien zeigen, dass eine frühzeitige ärztliche Konsultation entscheidend für eine schnelle und komplikationsfreie Erholung ist.3–5
Warum ist das so?
Viele Patientinnen und Patienten neigen dazu, zu früh wieder in Schule, Arbeit oder Sport einzusteigen. Dabei verschlimmern sich die Symptome häufig rasch, sodass sie abbrechen müssen. Dieses Hin und Her – Aktivität, Verschlechterung, Rückzug und dann erneute Aktivität, Verschlechterung, Rückzug – belastet das Nervensystem und kann den Heilungsverlauf deutlich verzögern.
Darum ist es entscheidend, dass dein Hausarzt:
- Dich für Schule oder Arbeit krankschreibt (mindestens fünf Arbeits- oder Schultage, danach sollte eine erneute Konsultation stattfinden um zu evaluieren ob ein Teileinstieg wieder möglich ist).
- Dir klare Empfehlungen für die ersten Tage gibt.
- Dich über den Verlauf und mögliche Risiken einer Gehirnerschütterung aufklärt.
So kannst du Überlastung vermeiden und deinem Gehirn die notwendige Pause und Zeit zur Heilung geben.
Sollte ich lieber zu einem Sportarzt gehen?
In den meisten Fällen beginnt die Behandlung beim Hausarzt. Je nach Beschwerden können jedoch weitere Spezialisten wichtig werden – insbesondere dann, wenn sich die Symptome innerhalb der ersten 30 Tage nicht deutlich bessern.
Aktuelle Leitlinien empfehlen sogar, bereits dann über eine Kombination mehrerer Behandlungsmethoden nachzudenken, wenn die Beschwerden länger als 10 Tage bestehen und sich kein klarer positiver Verlauf zeigt.
👉 Für Sportler:innen kann es besonders sinnvoll sein, einen Sportmediziner aufzusuchen. Gehirnerschütterungen sind im Sport eine häufige Verletzung, und Sportmediziner kennen sie sich oft besser damit aus. Außerdem verordnen Sportärzte häufig frühzeitig Physiotherapie. Das kann helfen, Symptome schneller in den Griff zu bekommen.
Ein weiterer Vorteil: Gut geschulte Physiotherapeut:innen können dich nicht nur bei der Symptomlinderung unterstützen, sondern auch bei der sicheren Rückkehr in den Sport begleiten.
Wann sollte ich einen Spezialisten sehen?
Wenn deine Symptome deutlich länger als erwartet bestehen, solltest du aktiv werden. Spätestens jetzt ist es sinnvoll, sich an Spezialisten zu wenden, die je nach Art deiner Beschwerden gezielt weiterhelfen können.
Welcher Spezialist sollte ich für welche Symptome sehen?
Die Medizin ist in verschiedene Fachgebiete unterteilt, die – je nach Symptomatik nach einer Gehirnerschütterung – besonders geeignet sind, um eine fundierte Einschätzung, Diagnostik und Therapie anzubieten. In den meisten Fällen erfolgt die Überweisung zu einem Spezialisten über den Hausarzt. Bei sportlich aktiven Patient:innen übernehmen jedoch häufig auch Sportmediziner die Rolle des „Koordinators“, der die Behandlung steuert und weitere Fachärzte einbindet.
Klinische Untersuchung, Diagnostik und teilweise auch Therapie |
Hausarzt - Erste Einschätzung, Basisversorgung, Krankschreibung und Weiterleitung. |
Sportmediziner – Ersteinschätzung nach Verletzungen, Koordination der Behandlung. |
HNO-Arzt - Speziell zuständig, wenn Gleichgewicht und Hörsinn nach der Gehirnerschütterung beeinträchtigt sind. |
Neurologen – Abklärung von Kopfschmerzen, Gedächtnis- oder Nervensymptomen. |
Chiropraktiker (Sport-Chiropraktik) – Diagnostik und Behandlung von Nacken- und Rückenbeschwerden |
Neurochirurgen – Eingeschaltet bei Verdacht auf ernsthafte Verletzungen wie Blutungen. |
- Neuropsychologen – Tests und Training bei Gedächtnis-, Konzentrations- oder Lernproblemen. |
- Augenärzte (Ophthalmologen) – Untersuchung, wenn Sehstörungen auftreten. |
⚠️ „Ich erinnere mich noch gut an eine Patientin, die nach Monaten voller Beschwerden zu mir kam. Sie wirkte erschöpft, fast schon resigniert. Als sie mir erzählte, dass sie jeden Tag bis zu vier Stunden tagsüber schlafe, weil sie einfach nicht mehr könne, wurde mir klar: Hier drehte sich ihr ganzer Alltag nur noch um diese Müdigkeit.
Ich bat sie, die langen Tagschläfchen wegzulassen und stattdessen konsequent auf ihren Nachtschlaf zu setzen. Sie war zunächst skeptisch – schließlich war das tagsüber Schlafen für sie zur einzigen Strategie geworden, um überhaupt durchzuhalten. Nur eine Woche später stand sie wieder vor mir, und die Veränderung war deutlich: Wir konnten ihre Symptome messbar um rund 50 % reduzieren. Mich hat das sehr bewegt – zu sehen, wie eine vergleichsweise kleine Veränderung ihren Leidensdruck spürbar verbessern konnte.
Dieses Erlebnis hat mir einmal mehr gezeigt: Nicht jede:r Neurolog:in ist automatisch Expert:in für Gehirnerschütterungen. Meine Patientin litt seit 4 Monaten an starken Symptomen und hatte bereits eine Neurologin, einen Chiropraktiker und eine Physiotherapeutin aufgesucht – ohne entscheidenden Fortschritt. Genau deshalb ist spezialisiertes Wissen so wichtig. Im deutschsprachigen Raum ist etwa Nina Federmann eine bekannte Expertin auf diesem Gebiet. Und international empfehle ich die Arbeit von Michael Collins, der im Drive Podcast ein spannendes Gespräch zu diesem Thema geführt hat. Für alle die Englisch gut verstehen: Reinhören lohnt sich.“😉
Die richtige Therapie für deine Symptome
Ärzt:innen sind vor allem dann eine wichtige Anlaufstelle, wenn es darum geht, die Ursachen von Symptomen abzuklären, Medikamente zu verschreiben oder Therapievorschläge zu machen. Die eigentliche Behandlung übernehmen anschließend häufig Therapeut:innen, die sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert haben. Aus meiner Sicht sind nach einer Gehirnerschütterung insbesondere folgende Berufsgruppen besonders hilfreich:
Spezialisierte Kliniken für Gehirnerschütterungen und Postkommotionelles Syndrom
Da Gehirnerschütterungen – und insbesondere das Postkommotionelle Syndrom – komplexe Krankheitsbilder darstellen, gibt es bestimmte Kliniken, die sich genau auf deren Behandlung spezialisiert haben.
Das Besondere an diesen Kliniken ist die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen (Neurologen, Physiotherapie, Psychologe etc.).
Denn tatsächlich kommt es leider viel zu häufig vor, dass der Neurologe nicht genau weiß, was der Psychiater tut – oder unklar bleibt, ob zum Beispiel eine Ergotherapie noch sinnvoll wäre. In einer spezialisierten Klinik arbeiten die verschiedenen medizinischen Fachrichtungen Hand in Hand.
Dort profitierst du von:
- Vielfältigen Therapieangeboten (medizinisch, psychologisch, physiotherapeutisch, neuropsychologisch u. a.)
- Gut ausgebildeten Spezialist:innen, die gezielt auf Gehirnerschütterungen geschult sind.
- Diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, die in vielen Praxen nicht zur Verfügung stehen
- Einer koordinierten Behandlung, bei der alle Beteiligten deine Genesung gemeinsam im Blick haben
Hier sind einige der führenden Kliniken und Concussion Center in Deutschland und der Schweiz:
Standort / Einrichtung |
Beschreibung |
Interdisziplinäre Anlaufstelle für Gehirnerschütterungen, Schwerpunkt Sportmedizin & Unfallchirurgie |
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Concussion Center mit Akutversorgung und ambulanter Betreuung |
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Behandlung und Rehabilitation nach Gehirnerschütterung, Rückkehr zum Sport |
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Von der Gesellschaft für Sport-Neuropsychologie zertifiziert – u. a. in Kiel, Hamburg, Leipzig, Rheinland, Südwest (Bietigheim), Nordbayern/Würzburg |
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Spezialisierte Praxis für Concussion & Sports Neurology, Diagnostik & Therapie geleitet von Nina-Federmann |
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Swiss Olympic Medical Center, interdisziplinäre Betreuung von Sportler:innen |
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Concussion Clinic speziell für Kinder und Jugendliche, interdisziplinäre Versorgung |
Spezialist finden – online oder vor Ort?
Nicht immer gibt es in Wohnortnähe einen Arzt oder ein Concussion Center, das auf Gehirnerschütterungen spezialisiert ist. Viele Betroffene fühlen sich dadurch allein gelassen oder müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In ihrer Verzweiflung rennen viele von Arzt zu Arzt oder Therapeut zu Therapeuten immer mit der Hoffnung, dass ihnen jemand ihre Symptome erklären kann.
⚠️ „Wenn du das Gefühl hast, dass deine Symptome nach einer Gehirnerschütterung nicht ausreichend beachtet werden, bleib dran und suche weiter nach Unterstützung. Dein Empfinden ist wichtig und verdient Gehör. Die Behandlung von Gehirnerschütterungen ist ein sehr spezialisiertes Feld, das spezielles Wissen und Erfahrung erfordert. Ärzt:innen sehen in ihrem Alltag eine große Bandbreite an Krankheitsbildern und sind daher nicht zwangsläufig auf Gehirnerschütterungen spezialisiert. Umso wertvoller ist es, Fachleute zu finden, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen und dich gezielt begleiten können.“
Hier kann Online-Beratung eine flexible und wirksame Alternative sein – insbesondere für eine erste Einschätzung, zur Beantwortung von Fragen und zur begleitenden Unterstützung während der Genesung.
Wann ist Online-Coaching sinnvoll?
- Wenn du dir unsicher bist, ob du mit deinen Symptomen noch abwarten kannst oder besser sofort einen Arzt aufsuchen solltest.
- Wenn du schnelle Rückmeldung zu deinem Heilungsverlauf oder deinen Fortschritten brauchst.
- Wenn es in deiner Umgebung keinen spezialisierten Arzt oder keine Concussion Clinic gibt.
- Als Ergänzung zu deiner ärztlichen Betreuung, z. B. zur Anpassung deines Alltags, deines Sporttrainings oder deiner Arbeitsbelastung.
- Um dich in deinem Genesungsprozess begleitet und sicher zu fühlen – ohne lange Wege oder Wartezeiten.
👉 Möchtest du herausfinden, ob Online-Coaching dir bei deiner Erholung nach einer Gehirnerschütterung helfen kann?
Dann vereinbare ein kostenloses Erstgespräch. Dort kannst du mir deine Situation schildern, bekommst eine erste Einschätzung und erfährst, wie ich dich Schritt für Schritt auf deinem Weg zurück in Alltag, Schule, Beruf oder Sport begleiten kann.
Fazit
Eine Gehirnerschütterung ist keine Bagatelle. Der richtige Spezialist sorgt für eine sichere Genesung und begleitet dich beim Weg zurück in Alltag, Schule oder Sport.
👉 Melde dich gerne per E-Mail oder WhatsApp für ein kostenloses Erstgespräch falls du das Gefühl hast den richtigen Spezialisten noch nicht gefunden zu haben.