Was ist eine Gehirnerschütterung? Definition, Symptome, Diagnosekriterien
Jul 15, 2025
Eine Gehirnerschütterung ist eine Form der traumatischen Hirnverletzung, die durch einen direkten Schlag auf Kopf, Nacken oder Körper verursacht wird. Dabei wird eine impulsive Kraft auf das Gehirn übertragen – häufig bei Sport- oder Bewegungsaktivitäten, aber auch durch Stürtze oder Verkehrsunfälle. Diese Verletzung löst eine neurobiochemische Kaskade aus: mit Veränderungen im Neurotransmitterhaushalt (weniger Energie), möglicher Axonenschädigung ein Teil der Nervenzellen, veränderter Durchblutung und Entzündungsreaktionen im Gehirn1,2.
Mythos: Eine Gehirnerschütterung kann nicht nur durch einen direkten Schlag auf den Kopf entstehen, sondern beispielsweise auch infolge eines Sturzes oder eines Aufpralls auf andere Körperbereiche wie die Schulter.
Mögliche Symptome
- Bewusstlosigkeit
- Verwirrtheit, Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Übelkeit
- Usw. 3,4
Wann treten die Symptome auf?
Die Symptome einer Gehirnerschütterung können:
- sofort auftreten, oder
- sich über Minuten bis Stunden entwickeln.
Mythos: Symptome nach einer Gehirnerschütterung müssen nicht direkt auftreten, sondern können auch erst am Folgetag oder mit stärkerer körperlicher oder geistiger Anstrengung auftreten. Meist spürt man aber innerhalb der ersten drei Tage, dass „etwas nicht ganz stimmt.“5
Warum zeigen MRTs oft nichts?
Standardbildgebende Verfahren wie CT oder MRT (T1/T2-gewichtet) zeigen bei Gehirnerschütterungen oft keine Auffälligkeiten. Das bedeutet aber nicht, dass nichts passiert ist. In Forschungsumgebungen können funktionelle oder stoffwechselbezogene Veränderungen durch spezielle Verfahren (z. B. PET, fMRI) sichtbar gemacht werden. Das Problem ist nur, dass die Ergebnisse aus diesen Aufnahmen oft nicht spezifisch für eine Gehirnerschütterung sind. Veränderungen in PET oder fMRI werden auch bei vielen anderen Verletzungen oder Erkrankungen gesehen. 6
Klinische Zeichen & Symptome
- Bewusstlosigkeit (nicht zwingend)
- Verwirrtheit, Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit
- Emotionale Labilität
- Seh- oder Gleichgewichtsstörungen
Diagnosekriterien laut ACRM
1. Kriterium: Biomechanisch plausibles Ereignis
Ein plausibler Mechanismus liegt vor (z. B. Sturz, Schlag auf den Kopf).
2. Kriterium: Klinische Zeichen
Mindestens ein klinisches Zeichen liegt vor, z. B.:
- Verlust des Bewusstseins
- Mentale Verlangsamung
- Gedächtnislücken
3. Kriterium: Akute Symptome
Mindestens zwei neue oder verschlechterte Symptome, z. B.:
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Konzentrationsstörungen
- Reizbarkeit, Angst
Diese Symptome treten meist innerhalb von 72 Stunden nach dem Ereignis auf.
5. Kriterium: Bildgebung
Bei schweren Fällen kann die Bildgebung Hirnblutungen oder Prellungen zeigen – das ist aber nicht notwendig zur Diagnose von mTBI.
Fazit
Concussions / Gehirnerschütterungen sind eher funktionelle Störungen als strukturelle Verletzungen. Das bedeutet: Das Gehirn funktioniert vorübergehend nicht normal, ist aber strukturell oft unversehrt.
Symptome ernst nehmen. Bei Verdacht: Sofort pausieren & untersuchen lassen. Keine Rückkehr zum Sport ohne ärztliche Freigabe!
Quellen:
1. Giza CC, Hovda DA. The Neurometabolic Cascade of Concussion. J Athl Train. 2001;36(3):228.